von Harald G. Hentrich, Dipl.Pol.
Im Beginn des 19.Jahrhunderts durchmaß die Welle des Philhellenismus das christliche Europa. Griechische Diplomaten traten vor europäische Nationalversammlungen, um für einen eigenen Staat Griechenland zu werben, der damals noch zum osmanischtürkischen Imperium gehörte. Ein Befreiungskampf sollte die Loslösung erreichen und Griechenland als Neugeburt eines antiken Staates wieder aufleben lassen.
Den Begriff Philhellenismus gab es schon länger, er bezeichnete im engeren Sinne eine Verbundenheit mit der antiken griechischen Zivilisation. Nun wurde der Begriff auf die Unterstützung des griechischen Freiheitskampfes (1821-1829) bezogen. Freiwillige eilten zur militärischen Teilhabe nach Griechenland und ließen häufig dort ihr Leben, wie der bekannte Schriftsteller Lord Byron. „Das hat dazu beigetragen, dass sich die philhellenische Bewegung in Westeuropa so weit verbreiten und systematisch organisieren konnte, wie nie eine Bewegung seit den Kreuzzügen im Mittelalter“ (Evangelos Chrysos).
Die Begeisterung, die der griechischen Freiheitssache entgegengebracht wurde, ist vergleichbar der Entrüstung über den militärischen Einmarsch in die Ukraine und der Freude über den heldenhaften Widerstand der ukrainischen Soldaten. Neben der politischen Großwetterlage – strategische Interessen der USA, Ambitionen der EU – wirkte besonders die tausendfältige Unterstützung durch private und staatliche Hilfen, um diese Begeisterung in erfolgreiche Bahnen zu lenken. Das Gleichnis von David gegen Goliath gewann die Herzen zahlreicher Europäer und Amerikaner.
Wie damals im 19.Jahrhundert der islamische Herrschaftsbereich in Europa zunehmend als unzeitgemäß, ja verwerflich erschien, die Griechen dagegen auf der Ideenwelle des Nationalstaates schwammen, ein Gedanke revolutionären Ausmaßes und Gebot der Stunde, so erscheint der postsowjetische Imperialismus und Zentralstaatsgedanke nunmehr als Hort vergangener und überholter Ideale. Autonomie für die Ukraine und ihr Eintritt in die europäische Gemeinschaft wirken dagegen als moderne Auffassung und der Kampf dafür erscheint idealistisch. Geschickt wirken amerikanische Hardliner (und deren europäische Adepten) an der Darstellung Russlands als irgendwie uneuropäische, quasi orientalische Macht mit.
Doch unabhängig von amerikanischen Interessen stehen die Sympathien besonders der Jugend und der Intelligenz auf Seiten des Angegriffenen. Egal wie Russland auch seinen Angriffskrieg als Präventivkrieg darstellt, als Rückholung ins Imperium, es erscheint immer als die Kraft von gestern, deren Tage gezählt sind. Eine weitere Parallele könnte der antikoloniale Befreiungskampf der Algerier gegen die Franzosen sein, der unzählige ermordete und gefolterte Zivilisten unter den Algeriern forderte. Frankreich betonte immer, dass Algerien ein unabdingbarer Teil des französischen Staates und Widerstand gegen diese Auffassung Hochverrat sein. Interessant für die heutige Lage ist, dass jeder Versuch, mit den Algeriern zu einer Einigung zu gelangen, von rechten Franzosen bekämpft wurde — mit Attentaten im Mutterland und einem Putschversuch.
Der Philukrainismus ist eine geistige Kraft, die dem russischen Imperialismusgedanken haushoch überlegen ist; und ob Russland in diesem Krieg siegen wird oder nicht, sein Imperium geht zu Grunde.
von Harald G. Hentrich, Dipl.Pol.
Geplant ist, ganz Europa mit einem Netz von Europa-Dörfern zu überziehen.
Dort sollen zeitlich begrenzt junge Leute leben, mit jungen Europäern verschiedener Nationalitäten kommunizieren, Selbstorganisation einüben, gemeinsames Arbeiten erlernen, Freundschaften und Kontakte über Grenzen hinweg knüpfen.
Warum junge Leute? Es sollte sich um Europäer zwischen 18 und 30 Jahren handeln. Menschen in diesem Alter sind sowohl in ihren Anschauungen als auch in ihren Lebens- und Arbeitsverhältnissen nicht so festgelegt wie Ältere. Ebenfalls wird eine größere Begeisterungsfähigkeit – speziell für ein gemeinsames Europa – und Neugierde auf andere Menschen vorausgesetzt.
Die Dauer des Wohnens in diesen Europa-Dörfern sollte mindestens 4 Wochen und höchstens ein Jahr betragen. Eine Zentrale koordiniert die Anmeldungen und gibt Dorf-Ausweise heraus, verteilt die Interessenten nach Wunsch auf die Dörfer. Eine Obergrenze von 500 Personen pro Dorf sollte nicht überschritten werden, anderenfalls wird das Dorf halbiert, und die daran Interessierten gründen ein neues Dorf.
Eine Neugründung eines Europa-Dorfes benötigt genügend Platz – der soll von EU und Kommunen gestellt werden, ebenso die nötige Infrastruktur (Müllentfernung, Abwasser- und Wasserversorgung etc.). Außerdem soll eine Grundversorgung mit provisorischen Hütten, Zelten, Bauwagen etc gewährt werden, und es sollte Baumaterial gestellt werden, aus dem die Bewohner des Europa-Dorfes allmählich feste Behausungen und – besonders wichtig – Versammlungsräume oder -häuser in Eigenregie bauen können.
Überhaupt soll so viel Eigeninitiative der Dorfbewohner wie möglich gestattet sein, sowohl was den Aufbau und die Gestaltung des Dorfes, als auch was das Programm, die gemeinsame Arbeit und die Verfassung betrifft. Der Hauptschwerpunkt könnte in freiwilliger Arbeit an einer Gedenkstätte, Aufbau einer Schule, einer Lern- und Diskussionsplattform, in Kunstprojekten, politischen oder kulturellen Aufgaben oder anderem bestehen. Auch die Selbstverwaltung soll nach demokratischen Prinzipien in Eigenregie erfolgen.
Parallel dazu soll es in jedem Europa-Dorf einen hauptamtlichen, von der EU bezahlten Bürgermeister geben, der eingreift, wenn die Selbstverwaltung nicht funktioniert, die Aufrechterhaltung der Ordnung besorgt (auch durch Heranziehung von Dorfbewohnern für Ordnungszwecke), und der das Hausrecht im Dorf besitzt.
Die Anreisekosten und die Verpflegung muss jeder selbst tragen.
Personen, die nicht über die Zentrale Vergabestelle zugelassen sind, erhalten keinen Zutritt.
Die Zentrale sorgt dafür, dass das Verhältnis der Geschlechter ausgewogen ist, die Altersbeschränkungen eingehalten werden, und einmal gesperrte Personen nirgendwo anders Zutritt erhalten.
Geplant ist nicht nur, dass die jungen Leute in einem Europa-Dorf eines Landes wohnen, sondern dass sie auf Wunsch nacheinander oder zu verschiedenen Zeitpunkten Europa-Dörfer in unterschiedlichen Ländern bewohnen.
Der Kontakt zwischen ehemaligen Europa-Dorf-Bewohnern sollte aufrechterhalten und gefördert werden. Einmal in 2 oder 3 Jahren findet ein Kongress der Europa-Dörfer statt, in dem Verbesserungen, Neuerungen etc beschlossen werden.
von Harald G. Hentrich, Dipl.Pol.
Wenn wir von Europa reden, so lohnt es sich daran zu denken, was es in Zukunft einmal sein kann und nicht in kurzatmigen unhistorischen Überlegungen zu verweilen: Europa soll wahrhaftig ein geeinter Kontinent sein, zu dem selbstverständlich auch Russland, Weißrussland und die Ukraine gehören. Europa hat sich längst als Kulturkontinent gebildet, nun muss die politische Einheit folgen. Die Nationalstaaten haben abgewirtschaftet, in Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus haben sie die höchste Ausprägung der Inhumanität erzeugt. Das kommende Jahrhundert soll der Auflösung nationalstaatlicher Existenz dienen.
Dem setzen wir zwei Institutionen entgegen: Die gesamteuropäische direkte Demokratie mit Gesamtregierung, andererseits die Stärkung der Regionen. Während das eine den Gesamtwillen trägt, dient das andere dem Verankern im kleinen Organismus. Dadurch treten die lange unterdrückten Regionen wieder ins Licht der Politik. Für die gesamteuropäischen Institutionen braucht es eine gut geschulte idealistische Elite, junge, gut ausgebilderte, polyglotte Menschen, die darauf brennen, dem europäischen Volk zu dienen.
Andererseits werden durch die Stärkung der Regionen wieder Mächte frei, die lange unter der Oberfläche verschwunden waren. Dies ist durchaus zu fördern, um den Nationalstaat zu schwächen. Ein Abgleiten in den Provinzialismus früherer Zeiten ist angesichts der gegenwärtigen Kommunikationskanäle nicht zu befürchten.
Neben der Ausbildung einer idealistischen Elite ist ein weiteres nötiges Moment die proeuropäische Diplomatie: in jedem Land Europas gilt es, die benötigten Verbündeten zu gewinnen. Ideologieträger sind zu munitionieren und zu alimentieren. Langfristig müssen geeignete Politiker aufgebaut und gefördert werden. Auf diese Weise kann auch etwa in Russland eine proeuropäische Regierung vorbereitet werden, in vierzig bis fünfzig Jahren könnte Russland beitreten.
Auch Großbritanniens Austritt aus der Europäischen Gemeinschaft wird sich im Nachhinein als Vorteil erweisen: Großbritannien wird durch dezenten Wirtschaftsdruck gezwungen sein, wieder der Europäischen Gemeinschaft beizutreten, aber diesmal ohne Sonderrechte. Spätestens in fünfzehn bis zwanzig Jahren sollte dies der Fall sein.
Die alten Nationaleliten haben viel zu verlieren und müssen darum weiter geschwächt werden. Die Kräfte des freien Wirtschaftsmarktes stehen dagegen Gesamteuropa positiv gegenüber und werden zur Finanzierung der Kampagnen herangezogen.
Werfen wir einen Blick auf das Ziel: Europa reicht vom Mittelmeer bis zur chinesischen Grenze, Nationalismen und politische Chauvinismen sind weitgehend ausgestorben, ersetzt durch einen über mehrere Generationen aufgebauten europäischen Patriotismus. Die Regionen (wie etwa Friesland, Baskenland, Okzitanien, Schottland etc) sind Träger der regionalen Belange und Verwaltungseinheiten. Regionale Sprachen und Dialekte werden gefördert, aber auch die Herausbildung europäischer Gesamtsprachen.
Legitimiert wird dieser europäische Organismus durch direkte Demokratie und vielfältige Möglichkeiten der Einflussnahme der europäischen Bevölkerung.
Telefon: 030 516 551 09
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